Wochenreflexion #15/KW 45: Zwischen Frust, Fieber & Klarheit
📌 Diese Reflexion hat dich inspiriert? Du findest das Bild auch auf meinem Pinterest-Board.
Diese Woche hat sich von Anfang an schwerer angefühlt, als ich es mir gewünscht hätte. Wir sind Sonntagabend spät aus London zurückgekommen, und statt inspiriert in die Woche zu starten, war der Montag direkt blockiert: Eine absurde Nachzahlung einer Nebenkostenabrechnung prüfen, Zahlen analysieren, sich mit Vermietern ärgern und dabei so viel positive Energie verlieren – noch bevor überhaupt Raum für irgendetwas Kreatives entstehen konnte. Der Tag war quasi nicht zu gebrauchen.
Dienstag: Frust statt Fortschritt
Am Dienstag kam die nächste Bremse: Erkältung, Körper müde, Kopf dicht. Die Kopfschmerzen wurden größer, die Nase lief von Minute zu Minute mehr, und ich dachte nur: falscher Moment, um krank zu werden. Es gibt so viel zu tun.
Mich nervte dabei nicht nur das Kranksein – sondern auch das Gefühl, dass kaum jemand sieht, was ich eigentlich aufbaue. Vierzehn Wochen lang schreibe ich diese Reflexionen, ich habe Webseitenstrukturen überarbeitet, Galerien vorbereitet, fotografiert, Dateien organisiert – und trotzdem gibt es kaum Resonanz. Kein echtes Echo.
Und dann kam dieser Gedanke:
„Vielleicht bist du einfach noch nicht weit genug.“
Dazu kam der Block beim Videoschnitt: Ich wollte ruhige Clips mit dynamischer House-Musik kombinieren, aber es passte einfach nicht. Außerdem fehlte mir ein Konzept, ein klarer Workflow, wie ich Videoclips zusammenbringe oder farblich gestalte. Immer im Hinterkopf dieser Vergleich mit Filmemachern wie Sam Newton oder Sam Kolder – und der Gedanke: Das musst du auch können.
Es war, als würde ich gegen mich selbst schneiden wollen.
Zwischen Krankheit, fehlender Resonanz und kreativem Widerstand entstand ein stiller, aber spürbarer Zweifel:
„Was, wenn ich einfach zu langsam bin und nicht vorankomme?“
Supermond: Der Wendepunkt im Inneren
Mit dem Vollmond wurde die Stimmung noch dichter. Bei Vollmond taucht bei mir oft eine Schwere auf – Gedanken werden tiefer, Zweifel lauter. Ich habe mir bewusst ein paar Minuten genommen, um darüber nachzudenken, warum sich alles so schwer anfühlt, und siehe da: Es kam ein Moment der Klarheit. Ich habe gespürt:
„Der Druck kommt nicht von außen. Ich mache ihn mir selbst.“
Ich wollte zu schnell sichtbar sein mit meiner Arbeit, zu viel schaffen, zu früh „da“ sein – an dem Punkt, an dem ich eigentlich erst hinwachse.
Und in dem Moment, in dem ich das erkannt habe, konnte ich loslassen. Nicht perfekt sein. Nicht funktionieren. Nicht, weil ich aufgegeben habe – sondern, weil ich verstanden habe, dass Wachstum im Stillen beginnt. Im Hintergrund.
Man ändert sich nicht von heute auf morgen. Veränderung braucht Raum.
Der Traum, der alles gespiegelt hat
In einer Nacht hatte ich einen Traum, der mich mehr berührt hat, als ich erwartet hätte. Ich sah frühere Mitschüler – darunter jemanden, der mich früher weder mochte noch ernst nahm – und er sagte zu mir:
„Flo, ich weiß, was die und ich damals über dich erzählt haben. Aber das, was du als Führungskraft drauf hast, ist echt richtig stark.“
Es ging nicht um meine Fotografie oder meinen kreativen Weg. Es ging um das, was ich innerlich gerade loslasse: meine Rolle in der Konzernwelt. Im Traum wurde mir klar: Ich könnte das alles weitermachen. Ich wäre gut darin. Aber ich will es nicht mehr. Der Traum war kein Ruf zurück. Er war eine stille Erlaubnis, wirklich loszulassen.
Er sagte mir:
„Du musst hier nicht bleiben, um zu beweisen, was du kannst.“
Der zweite Traum: Sichtbarkeit, bevor ich sie erkläre
Ein paar Tage später kam noch ein kurzer Traum: Ein Mitarbeiter – jemand, den ich zunehmend mehr als Brandstifter in Teams wahrnehme – schrieb mir im Chat:
„Stimmt es, dass du bald gehst?“
Und danach kam die Frage in mir auf: „Hat jemand schon zu viel erzählt über meinen Weg? Wird da etwas sichtbar, bevor ich es will?“
Da wurde mir etwas sehr klar:
Ich habe nichts zu verbergen – aber ich habe das Recht, meinen Zeitpunkt selbst zu wählen.
Ich will nicht heimlich gehen. Aber ich will auch nicht, dass Gerüchte schneller sind als meine eigene Klarheit über meinen Weg.
Donnerstag: Der Knoten platzt
Nach dem Vollmond am Mittwoch und der Erkenntnis, dass ich mir zu viel Druck machte, wollte ich üben loszulassen und weniger perfektionistisch zu sein. Ich sagte mir, jetzt mach halt einfach mal nur ein Video aus einem Clip mit einem Voiceover und finde einen Anfang. Ich habe also nicht länger versucht, das „perfekte“ Video zu schneiden. Ich habe einfach gemacht. Ich habe einen Clip gewählt, gegradet, Musik, VoiceOver, Soundeffekte → 40 Minuten. Erster Short fertig. Nicht perfekt – aber echt.
Freitags konnte ich das weiter fortsetzen. Ich hatte wieder etwas mehr Energie als zu Beginn der Woche. Ich versuchte einen Workflow zu finden, so wie in meinem Lightroom Bearbeitungskurs, den ich immer anwenden könnte und nicht zu viel nachdenken muss. Ich musste dazu verstehen, wie meine Videos überhaupt entstehen. Ich versuchte mich an das Gefühl zu erinnern, das ich habe, wenn ich filme. Und dann begann ich die Clips mit diesem Gefühl mal zuzuschneiden und mit Musik zu hinterlegen. Das Ergebnis hat mich getroffen. Es war wie ein Spiegel. Mir wurde schlagartig klar:
Das Problem war nie fehlendes Können.
Das Problem war der Anspruch, jemand anders sein zu müssen. Das Problem war ein Selbstbild, das gar nicht meines war.
Ich musste akzeptieren, dass ich nicht für schnelle Reels, Effekte und Transitions gemacht bin. Mein Leben verläuft nicht so. Ich bevorzuge Ruhe und Achtsamkeit. Ich sehe Licht. Ich erzähle leise. Ich fange ein, was ich sehe. Ich erlebe keine Abenteuer in meinen frühen Zwanzigern mit Freunden und reise durch die Wüste. Und genau das darf ab jetzt auch sichtbar werden.
Was ich daraus lerne
Diese Woche hat mir wieder gezeigt, wie sehr mein Kopf manchmal gegen mein Herz arbeitet. Ich wollte funktionieren, Ergebnisse sehen, Resonanz spüren – und dabei habe ich vergessen, dass das alles gar nicht der Maßstab ist. Ich habe verstanden, dass Stillstand sich oft nur so anfühlt, weil Wachstum unsichtbar beginnt. Dass Druck nichts beschleunigt, sondern blockiert, was längst in Bewegung ist. Dass ich nicht alles planen kann – aber immer entscheiden kann, wie ich damit umgehe. Und dass Loslassen kein Rückschritt ist, sondern Raum schafft für das, was wirklich zu mir gehört. Ich habe gemerkt, dass ich keine Bestätigung brauche, um zu wissen, dass ich weiterkomme.
Denn in dem Moment, in dem ich wieder einfach gemacht habe – ohne Druck und Erwartungen – war ich produktiver als in all den Tagen davor. Vielleicht ist genau das die Essenz dieser Woche:
Ich wachse nicht, wenn ich mich antreibe. Ich wachse, wenn ich mir erlaube, ich selbst zu sein.
Es geht nicht um viele – sondern um die Richtigen
Ich brauche keine 100.000 Views für meine Inhalte. Ich brauche die zwei oder drei Menschen, die den Hebel haben: vielleicht jemand bei einem Kamerahersteller, einem Objektivhersteller, einer Fotomesse, ein Verlagsmensch, ein Entscheider für Hotels, Tourismus oder Marken mit Haltung.
Wenn die mich sehen, verändert das mehr, als Reichweite es je könnte.
Erst kommen die Schlüsselmenschen, die mir weiterhelfen werden, meinen Weg zu gehen. Dann kommen die Zuschauer. Und sie werden nicht kommen, weil ich laut war und mich verkauft habe, um Likes und Follower zu bekommen – sondern weil ich ich war. Am Ende ist das vielleicht genau mein Vorteil: Ich baue Etwas im Ruhigen auf. Und irgendwann bin ich einfach da – in meinem neuen Leben. Wann das sein wird, weiß ich nicht, aber der Prozess ist spannend.
Alle bisherigen Wochenreflexionen findest du hier.