Wochenreflexion #16/KW 46: Eine Woche voller Ängste und Erkenntnisse
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Ein Rahmen, der mich getragen hat
Wenn ich auf die Woche zurückschaue, dann fühlt sie sich wie ein Mosaik an: viele kleine Teile, einige schwer, andere hell, und doch ergibt sich ein Bild, das mich wieder daran erinnert, warum ich diesen Weg gehe. Ich habe mich sehr bemüht, in Balance zu bleiben – bewusst und ohne in alte Muster zurückzufallen. Dafür hatte ich mir einen klaren Wochenrahmen gesetzt: montags Reflexion und Blogartikel, dienstags die Galerie, mittwochs den Vorher-Nachher-Artikel, und zum Ende der Woche Videoschnitt und kleinere Bearbeitungen. Das hat mir gutgetan, weil es mir Orientierung gegeben hat, ohne mich zu überfordern. Auch wenn der Videoschnitt etwas zu kurz kam, lag das eher daran, dass ich mich tiefer in Musik und Sounddesign hineingearbeitet habe. Parallel dazu habe ich fast 500 Gigabyte alte Speicherkarten aufgeräumt – ein Rest aus meiner Instagram-Zeit, der sich jetzt endlich aufgelöst hat.
Ein technischer Durchbruch, der sich leise wichtig anfühlt
Ein unscheinbarer, aber bedeutender Moment war der AI-Check meiner Webseite. Seit Monaten arbeite ich daran, sie so aufzubauen, dass sie für die neue Art der Suche vorbereitet ist. Diese Woche hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, dass der Knoten wirklich geplatzt ist. Nach einer tiefen Analyse, nach überarbeitetem JSON-LD, sauberen Alt-Texten, optimierter Verlinkung und viel technischem Feinschliff kam zum ersten Mal zurück: Die Seite ist jetzt wirklich AI-ready. Es fühlt sich an wie ein Meilenstein, der sich wahrscheinlich erst später zeigt, der aber innerlich schon eine Wirkung hinterlässt.
Ein Moment, der alles relativiert
Zwischendurch gab es den Sankt-Martins-Moment. Ich kam etwas zu spät zum Umzug, sah meine Tochter aus der Ferne, wie sie mich erkennt, mich ruft, losrennt und mir in die Arme rennt. Ein einziger Augenblick, aber er hat mich komplett zurück auf den Boden gebracht. Familie bleibt mein Raum, in dem alles wieder ruhig wird. Es ist das Wichtigste und solche Momente möchte ich nie verpassen.
November – ein Monat mit alten Schatten
Parallel lag über dieser Woche eine Schwere, die ich nicht ganz abschütteln konnte. Es waren Themen wie Versicherungen, Nebenkosten, finanzielle Planungen und das Gefühl, wie teuer alles geworden ist. Und dann dieser eine Abend, der mich aus der Bahn geworfen hat. Ich hatte wenig gegessen, war müde, emotional offener, und plötzlich kam dieser alte November-Trigger hoch. Der Monat der Krebsvorsorge. Der Monat, in dem meine Mutter ihre Diagnosen bekam. Es war, als würde mein Körper sich erinnern, ganz ohne bewusste Entscheidung. Ich war komplett raus.
Erst am nächsten Tag wurde mir klar, warum diese Woche insgesamt so schwer war: Hinter all diesen Themen – Finanzen, Vorsorge, Zukunftsangst – stehen im Kern immer Ängste. Nicht die lauten, offensichtlichen, sondern die leisen, tief sitzenden. Die Angst vor Kontrollverlust. Die Angst, nicht genug abgesichert zu sein. Die Angst vor schlechten Nachrichten. Die Angst, dass die Vergangenheit wieder präsent wird. Und genau diese stillen Ängste wirken oft stärker als die eigentlichen Aufgaben oder Termine.
Gleichzeitig habe ich gemerkt, wie wichtig es ist, aktiv etwas dagegen zu tun. Gut essen, genug schlafen, bewusst atmen, klare Strukturen schaffen. All das sind kleine Schritte, aber sie helfen, diesen inneren Schatten die Schwere zu nehmen. Der nächste Tag war direkt stabiler. Und ich habe gespürt, wie sehr meine Ernährung und mein Umgang mit mir selbst beeinflussen, wie stark oder verletzlich ich mich fühle.
Ich hadere trotzdem mit der Frage, ob ich überhaupt zur Vorsorge gehen will. Ein Teil von mir möchte unabhängig leben, nicht aus Angst handeln, sondern aus Vertrauen. Aber vielleicht gehören genau diese inneren Konflikte zu dem Prozess dazu: zu lernen, dass man Ängste nicht ignorieren oder bekämpfen muss – sondern sie verstehen. Und irgendwann nicht mehr von ihnen geführt wird.
Wenn berufliche Themen tiefer reichen, als man denkt
Auch die Arbeit hat diese Woche Energie gezogen. Allein die Ankündigung eines Termins zu Entwicklung und Gehältern hat mir ein flaues Gefühl im Bauch gemacht, obwohl das Gespräch selbst harmlos war. Es zeigt mir immer deutlicher: Es sind nicht die Termine, die belasten. Es ist die Struktur dahinter. Das System. Die Erwartung, sich um Menschen kümmern zu müssen, die keine Lust auf eigene Entwicklung haben. Und das Spannungsfeld, das daraus entsteht.
Ein Gespräch mit meinem Vater, das plötzlich alles erklärt hat
Einer der wertvollsten Momente dieser Woche war das Gespräch mit meinem Vater. Er erzählte mir von seiner Kindheit, seinem Studium und dem Weg, der ihn zu seinem heutigen Beruf geführt hat. Und ich habe unglaublich viele Parallelen entdeckt. Er ist Diplompsychologe und Sozialpädagoge, leitet ein Familienzentrum und begleitet täglich Menschen auf ihrem Entwicklungsweg – Eltern, Erzieherinnen, Kinder, ganze Teams. Und er wusste schon früh: Er könnte nicht in tiefe Trauma-Arbeit gehen. Das wäre emotional zu viel für ihn. Stattdessen wollte er mit Menschen arbeiten, die sich entwickeln wollen.
Während er sprach, wurde mir klar, warum mich meine Arbeit im IT-Umfeld innerlich so viel kostet. Es ist nicht die Verantwortung selbst – es ist die Art von Verantwortung. Entwicklung dort zu begleiten, wo kein innerer Antrieb da ist, kostet Energie. Menschen zu führen, die „halt ihren Job machen“, ist etwas anderes als Menschen zu begleiten, die wachsen wollen. Und plötzlich verstand ich, warum mich Software, Features und Applikationen nie wirklich begeistert haben. Weil es rational ist, strukturell – aber nicht lebendig.
In meinem kreativen Weg dagegen geht es um genau das: um Entwicklung, Ausdruck, Stil, Identität. Mein Online-Kurs, meine Blogartikel, mein Weg vom IT-Direktor zum Fotografen – all das ist eigentlich eine logische Fortsetzung meiner Herkunft.
Diese Erkenntnis war vielleicht der größte Durchbruch dieser Woche: zu verstehen, dass das, was ich tue, kein Zufall ist. Dass es kein Märchen ist, keine Fantasie. Sondern etwas, das in mir angelegt ist. Etwas, das schon immer da war.
Fazit – Warum diese Woche so wichtig war
Diese Woche hat mir gezeigt, wie viel in mir gerade in Bewegung ist. Sie war schwer, aber sie hat mir gleichzeitig eine Klarheit gegeben, die ich so nicht erwartet hätte. Es fühlt sich an, als hätte ich einen weiteren Teil meines inneren Puzzles gefunden – und plötzlich ergibt mein Weg noch mehr Sinn.
Ich gehe diesen Übergang nicht, weil ich flüchte.
Ich gehe ihn, weil ich zu mir zurückfinde.
Was du daraus mitnehmen kannst
Manchmal fühlt sich eine Woche chaotisch an, schwer oder unruhig, und trotzdem trägt sie eine wichtige Botschaft. Vielleicht ist es ein kleiner Moment, ein Gespräch, ein unangenehmes Gefühl oder eine Erkenntnis, die erst später Sinn macht. Oft zeigt uns das Leben nicht über laute Ereignisse, wohin wir sollen, sondern über stille Hinweise: über das, was uns Kraft gibt, über das, was uns Energie nimmt, und über die Dinge, bei denen wir innerlich sofort aufmerksamer werden.
Wenn du gerade in einem Übergang steckst, kann es helfen, genau darauf zu achten. Was fühlt sich stimmig an? Was zieht Energie? Und wo erkennst du plötzlich Parallelen zu deiner Herkunft, die dir erklären, warum du so bist, wie du bist?
Manchmal entsteht Klarheit nicht durch Entscheidungen – sondern durch Erinnerungen.
Alle bisherigen Wochenreflexionen findest du hier.