Wochenreflexion #2: Loslassen lernen – eine Woche am Meer im VW-Bus
📌 Diese Reflexion hat dich inspiriert? Du findest das Bild auch auf meinem Pinterest-Board.
Morgens, wenn die Sonne über dem Meer aufgeht, liegt unser Campingplatz noch still. Nur das sanfte Rauschen der Wellen und das Knistern der Kaffeetassen begleiten den Start in den Tag. Seit einer Woche leben wir hier in Lignano, in unserem VW-Bus, mit einem fast meditativen Tagesrhythmus: morgens, mittags und nachmittags ans Meer und Pool. Diese Wiederholung schenkt uns Ruhe. Vor allem aber schenkt sie uns Zeit als Familie – Zeit, die im Alltag oft zwischen Terminen und To-Do-Listen zerrinnt.
Kurz vor der Abfahrt erreichte mich eine Anfrage vom Hotel Hochallauen im Schwarzwald – genau die Art Projekt, die ich mir seit Langem manifestiere. Ich antwortete sofort, fragte nach dem Budget, um ein Angebot erstellen zu können. Eine Woche später ist keine Rückmeldung eingetroffen. Das Loslassen fällt mir schwer. Ich ertappe mich dabei, wie ich gedanklich immer wieder zu dieser Anfrage zurückkehre. Wir sind es gewohnt, auf das hinzuarbeiten, was wir beruflich erreichen wollen – und vergessen manchmal, dass uns das Leben gleichzeitig andere Geschenke macht. Vielleicht ist diese unbeantwortete Nachricht gerade die Einladung, genau hier zu sein, mit meiner Familie, ohne den Blick ständig auf den nächsten Schritt zu richten.
Selbst beim Sport wiederholte sich diese Lektion. Ein Strandlauf über fünf Kilometer endete mit Blasen, die mich zu einer Zwangspause zwangen. Früher hätte mich das geärgert. Heute sehe ich auch darin ein Signal: „Bleib hier. Sei präsent. Diese Zeit kommt nicht zurück.“
Meine abendlichen Routinen – Meditieren, Journaling, Training – ruhen gerade. Und doch fühlt es sich richtig an. In der Vergangenheit hatten wir mit unserem neuen Bus nicht nur gute Erfahrungen. Jetzt wollen wir uns bewusst anfreunden, ausprobieren, lernen. Der ursprüngliche Plan: acht Tage bleiben. Vor Ort fanden wir die Möglichkeit, fünf weitere Nächte dranzuhängen. Für mich ein kleiner Wink des Universums.
Beruflich versuche ich gerade, den Fokus klar zu halten. Einmal täglich poste ich auf Pinterest – ohne fünfmal am Tag nachzusehen, ob es „etwas gebracht“ hat. Es ist eine Übung in gesundem Umgang mit Plattformen, die ich im nächsten Jahr auch auf Instagram und Youtube anwenden möchte.
In dieser Woche habe ich mich außerdem bewusst mit Neid beschäftigt. Wenn ich am Strand jemanden sehe, der sehr fit ist, versuche ich, nicht zu vergleichen, sondern dankbar zu sein für die Inspiration. Statt „Warum nicht ich?“ sage ich mir: „Danke für das Signal, cooler Body – das motiviert mich auch zu trainieren.“ Diese Haltung weitet den Blick: Dankbarkeit für unseren Bus, für die gemeinsame Zeit, für das, was wir haben. Neid in Inspiration und Dankbarkeit umwandeln.
Fotografisch war diese Woche fast nichts präsent – ein starker Kontrast zum Vorjahr, als ich hier noch bis Mitternacht Instagram befeuerte und jeden Morgen Reels drehte, bis tief in die Nacht Posts kommentierte. Dieses Jahr blieb die Kamera unberührt. Nur am Vollmondtag, als ein riesiger, orange leuchtender Mond aufging, spürte ich kurz den Impuls, loszulaufen. Früher hätte ich es getan. Diesmal habe ich den Moment einfach mit meiner Familie genossen, kurz mit dem Handy festgehalten – und es war genug.
Ich möchte weiter loslassen und bin gespannt, welche Erkenntnisse die nächste Woche bringt. Geduld und Vertrauen sind gerade meine größten Übungen. Vielleicht ist es genau das, was wir alle hin und wieder brauchen: eine Zeit, in der wir nicht hinter Zielen herlaufen, sondern einfach da sind und auf den Prozess vertrauen.
Wann hast du dir zuletzt erlaubt, nur zu genießen?
Was, wenn Manifestieren nicht nur ein schöner Gedanke ist, sondern ein radikaler Akt der Klarheit? Inmitten beruflicher Konflikte, persönlicher Neuausrichtung und einem Neumondmoment wird mir klar: Ich darf loslassen – und größer denken. Über Hotels mit Haltung, innere Verantwortung und den Mut, mein eigenes Spielfeld zu wählen.