Was mir Sport über Fotografie beigebracht hat: Warum weniger oft mehr ist

Mein Training & die Rückkehr zur Fitness

Die letzten Wochen haben mir eine Lektion erteilt, die ich so nicht erwartet hatte – nicht durch ein Buch, nicht durch ein Video, sondern durch meinen eigenen Körper.

Durch meinen Instagram-Detox habe ich wieder zu mehr Sport gefunden. Statt mir den Kopf darüber zu zerbrechen, was ich wann in welchem Format poste, trainiere ich wieder regelmäßig im Fitnessstudio: Krafttraining kombiniert mit Laufen auf dem Laufband. Mein Ziel ist es, möglichst effizient und intensiv zu trainieren, um Zeit zu sparen und gleichzeitig Herz-Kreislauf-System und Kraft gleichermaßen zu stärken.

Mein Fortschritt wird von meiner Garmin Fenix 5 Plus getrackt – einer Uhr, die schon fast zehn Jahre alt ist, die ich mir damals in einer Phase von 5–7 Trainingstagen pro Woche gekauft hatte. Nach Corona, Familienzuwachs und Social Media war davon lange nicht mehr viel übrig. Doch seit Anfang 2025 lebt sie wieder neu auf.

Der Anfang: VO₂max als Ziel

Ich hatte mir vorgenommen, meine VO₂max zu verbessern – den Wert, der zeigt, wie fit dein Herz-Kreislauf-System ist. Anfang des Jahres lag ich bei 45, also im oberen Durchschnitt. Anfang März erreichte ich 46 und setzte mir ein ambitioniertes Ziel: 55, ein Wert, der als sehr sportlich gilt.

Dafür trainierte ich intensiver: 20 Minuten Laufen auf dem Laufband mit maximalem Tempo, danach direkt Krafttraining. Zwei- bis dreimal pro Woche, volle Intensität. Der Unterschied zu vorher war deutlich.

Der Wendepunkt: Überlastung statt Fortschritt

Plötzlich zeigte meine Uhr: Trainingsbelastung 419. Mein optimaler Bereich liegt zwischen 180 und 225. Ich war fast doppelt drüber – und mein Körper reagierte: Reizbarkeit, Unruhe, Nacken- und Kieferverspannungen, die sich bis in unerträgliche Zahnschmerzen hochschaukelten.

Es war kein Muskelkater, sondern ein Gefühl permanenter Hochspannung. Ich konnte nicht mehr abschalten – weder körperlich noch mental.

Die wichtigste Erkenntnis: Qualität statt Quantität

Erst war ich überrascht: „So viel hab ich doch gar nicht trainiert!“ Aber dann wurde klar: Es ist nicht die Häufigkeit, sondern die Intensität, die zählt.

Wenn die Intensität steigt, braucht der Körper echte Erholung – keine weiteren Reize. Manchmal reichen zwei bis drei Einheiten pro Woche, wenn sie klug aufgebaut und sinnvoll eingebettet sind.

Die Qualität des Trainings macht den Unterschied.

Die Parallele zur Fotografie

Und genau das gilt nicht nur für Sport, sondern auch für die Fotografie – und für Kreativität allgemein.

Ich dachte lange, ich müsste jeden Tag Lightroom öffnen, etwas posten, etwas planen. Doch das fühlte sich oft mehr nach Pflicht als nach Freude an. Wie zehn Minuten Training täglich – Bewegung, aber kein Fortschritt.

2×1 Stunde Fokus > 7×10 Minuten Aktionismus

Wenn ich mir stattdessen zweimal pro Woche eine volle Stunde für Fotografie nehme, ohne Ablenkung, mit echtem Fokus, passiert etwas: Ich komme in den Flow, sehe Fortschritte und spüre wieder, warum ich das eigentlich mache.

Und in den Pausen dazwischen entwickelt sich das, was ich begonnen habe, weiter. Kreativität braucht nicht nur Aktion, sondern auch Ruhe.

Alltag & Gesellschaft: Das „Mehr ist besser“-Mantra

Unsere Gesellschaft trichtert uns dagegen oft ein: Nur tägliche Wiederholung bringt Erfolg.

Kennst du diese Aussagen?

  • „In 30 Tagen zur Sommerfigur.“

  • „Verdoppel dein Gehalt in 4 Wochen.“

  • „100 Liegestütz am Tag für den perfekten Körper.“

  • „Poste täglich auf Social Media für den Erfolg.“

Doch das ist nicht nachhaltig. Es macht uns hektisch statt fokussiert.

Vom Muskel zum Nerv – mein Fokus im zweiten Quartal

Das erste Quartal 2025 war für mich das Quartal des Körpergefühls. Ich habe gelernt, was mir guttut, wie mein Körper auf Belastung reagiert, wie ich Training sinnvoll steuere.

Jetzt im zweiten Quartal liegt mein Fokus auf mentaler Klarheit, Nervensystem und Fokus. Denn nicht nur die Muskeln müssen regenerieren. Auch Kopf, Herz und Kreativität.

Weniger machen – aber bewusster. Weniger tun – aber tiefer fühlen.

Fazit: Klarheit statt Aktionismus

Zwei Tage nach meiner Überlastung zeigte meine Uhr einen Trainingsload von 297 – und das nur durch eine einzige intensive Einheit. Das hat mir gezeigt: Ich brauche keine sieben Sessions pro Woche, um Fortschritte zu machen. Ich brauche bewusste Reize und echte Erholung.

Genauso ist es in der Fotografie: Zwei Stunden voller Fokus schlagen sieben kleine Pflicht-Sessions. Fortschritt entsteht nicht im Dauerfeuer, sondern in der Ausrichtung.

Weniger ist keine Schwäche. Es ist eine bewusste Entscheidung.

Mein Fokus für Q2: Weniger. Klarer. Tiefer.

Ich gehe in mein zweites Quartal 2025 mit einer neuen Haltung:
Nicht mehr – sondern gezielter. Klarer. Intensiver – und gleichzeitig entspannter.

Ich will mich nicht mehr vom Außen treiben lassen – weder von Algorithmen noch von unrealistischen Erwartungen. Stattdessen vertraue ich meinem eigenen Rhythmus.

Denn genau darum geht es für mich: Framed Freedom.

Wenn ich trainiere oder fotografiere, frage ich mich: Dient es der Klarheit – oder ist es nur Aktionismus? Mit dieser Frage entsteht Struktur, die mir Freiheit gibt. Weniger, aber bewusster.

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