Wochenreflexion #18/KW 48: Wachstum in Wellen
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Ein ruhiger Start – und das Nachhallen der letzten Woche
Diese Woche begann ungewohnt ruhig. Keine großen Ereignisse, keine lauten Veränderungen. Und doch schwang etwas nach: die Erschöpfung aus der Vorwoche. Unsere Tochter war krank gewesen, und das ständige Jonglieren zwischen Arbeit, Betreuung und allem anderen erinnerte mich wieder daran, wie anspruchsvoll es werden kann, wenn man gemeinsam versucht, den Alltag aufrechtzuerhalten. Umso präsenter war am Montag die Dankbarkeit, dass der Kindergarten wieder offen war. Ein kleines Stück Normalität, das man erst zu schätzen lernt, wenn es kurz gefehlt hat.
Ein YouTube-Video, ein kurzer Erfolg – und alte Muster
Am Montag schnitt ich außerdem ein weiteres Video für YouTube und stellte ein vertikales Format online – einfach, weil das horizontale kaum Views bekommen hatte. Und dann passierte etwas, was mich kurz überraschte: das Video bekam rund 1.000 Views und brachte vier neue Abonnenten. Eine kleine Welle an Resonanz – aber genug, um sofort ein altes Muster anzustoßen. Plötzlich war da dieser Gedanke:
„Jetzt musst du unbedingt bis Freitag das nächste Video fertig haben. Und am besten jede Woche eins posten.“
Interessanterweise ist das aus psychologischer Sicht völlig normal. Schon kleine Peaks an Resonanz aktivieren unser Belohnungssystem: Likes, Views und neue Abonnenten setzen kurzfristig Dopamin frei und erzeugen das Gefühl, sofort mehr liefern zu müssen. Dieses Muster ist tief in uns verankert, evolutionär gesehen sogar sinnvoll – und hat nichts mit fehlender Disziplin zu tun. Die eigentliche Kunst besteht darin, den Impuls wahrzunehmen, aber nicht auf ihn hereinzufallen.
Je länger ich darüber nachdachte, desto klarer wurde mir, dass dieser Druck vollkommen selbstgemacht ist. Eine leise Angst, vielleicht nicht schnell genug sichtbar zu werden. Gleichzeitig der Wunsch, es „richtig“ zu machen. Und doch wusste ich: Ich will keinem Algorithmus hinterherrennen. Sichtbarkeit entsteht nicht aus Druck – sie entsteht aus Klarheit und Konsistenz. Darum habe ich für mich festgelegt: kein wöchentlicher Videozwang. Kein künstlicher Rhythmus. Ich möchte wachsen – aber im Einklang mit mir, nicht im Takt einer Plattform.
Loslassen lernen – und warum Geduld gerade mein schwierigstes Training ist
Diese Gedanken begleiteten mich die ganze Woche. Besonders, als ich merkte, wie oft ich meine Analytics checkte: Pinterest, Squarespace, Google Console, Indexierungsprozesse. Jeden Tag schaute ich, ob meine Optimierungen greifen. Dabei weiß ich rational, dass Suchmaschinen Zeit brauchen. Dass Struktur wirkt, aber nicht über Nacht.
Und doch verführt die digitale Welt zu ständiger Kontrolle. Aus wissenschaftlicher Sicht liegt das daran, dass dauernde Mikrostimulation – egal ob durch Nachrichten, Feeds oder Analytics – unsere cognitive load erhöht. Das Gehirn verarbeitet ständig kleine Informationsfragmente, ohne wirklich zur Ruhe zu kommen. Genau das führt dazu, dass wir schlechter schlafen, weniger kreativ sind und uns emotional dünner fühlen. Ich merkte, dass ich deutlich besser schlafe, wenn ich das Handy weniger benutze. Meine Träume sind klarer, der Kopf sortierter. Kreative Gedanken entstehen wieder in Zwischenräumen, nicht im Scrollen. Darum habe ich für mich eine neue Struktur gesetzt:
Analytics nur noch montags. Ein klarer Rahmen (Frame) , der mich unabhängig macht – und mich langfristig darauf vorbereitet, eines Tages wieder Instagram zu nutzen, ohne in alte Muster zu fallen.
Ein Satz hat sich besonders tief eingeprägt: “Ich brauche jetzt nicht viele Menschen – ich brauche die richtigen Menschen.”
In der Persönlichkeitspsychologie nennt man das das Principle of Significant Others: Es sind nicht die Massen, die einen Weg verändern, sondern eine Handvoll Menschen, die wirklich in Resonanz gehen. Genau darauf möchte ich vertrauen.
Kreative Energie, Ruhe und ein bewussterer Umgang mit dem Handy
Was mich zusätzlich überrascht hat, ist der direkte Zusammenhang zwischen Handyzeit und innerer Klarheit. Selbst ohne Social Media kann man sich in kleinen Reizen verlieren: Sport-News, Recherchen, kurze Artikel, Benachrichtigungen. Alles wirkt unbedeutend – aber es kostet Fokus. Es kostet Energie. Und am Ende kostet es auch Schlaf. Ich habe gelernt, dass ich kreativer bin, wenn ich Räume lasse. Wenn der Tag nicht durch ständige Reize zerschnitten wird. Wenn Gedanken Zeit haben, sich zu formen, statt sofort wieder überlagert zu werden. Es ist faszinierend, wie sehr sich Perspektive und Energie ändern, wenn man dem Kopf erlaubt, wieder frei zu werden.
Training und Balance – die Kunst des Langsamen
Im Sport hat mir diese Woche gezeigt, wie viel Balance sich inzwischen in alle Bereiche meines Lebens zieht. Ich habe meinen Trainingsload ernst genommen und vor einer Einheit bewusst entschieden, langsam zu trainieren, weil mein Körper es signalisiert hat. Sportwissenschaftlich passt das perfekt:
Langsame Einheiten sind mental oft anspruchsvoller als schnelle Workouts. Beim langsamen Training wird das Nervensystem nicht überstimuliert, man begegnet sich selbst direkter. Gleichzeitig baut man dabei die Grundlagenausdauer auf – die Basis für langfristige Leistungsfähigkeit. Und genau das ist es, worum es mir dieses Jahr geht: Nicht beschleunigen. Kapazität aufbauen.
Momente, die Zeichen sind – auch wenn sie unscheinbar bleiben
Ein Treffen, das theoretisch spannend hätte werden können, kam kurzfristig nicht zustande. Früher hätte mich das vielleicht enttäuscht. Diesmal war ich erstaunlich ruhig. Ein Teil von mir wusste sofort:
„Das ist nicht das Jahr dafür.“
2025 ist mein Fundament. 2026 wird das Jahr, in dem Menschen merken, dass sich etwas verändert hat. Ich vertraue diesem Gefühl inzwischen mehr als jedem Zeitplan.
Und zum Schluss: Ein kleines, aber symbolisches Erlebnis
ATU hatte einen möglichen Schaden am Querlenker festgestellt. Irgendetwas in mir war skeptisch. In einer kleineren, ruhigeren Werkstatt stellte sich letztlich heraus: alles in Ordnung. Vielleicht ist es Zufall. Vielleicht ist es ein Bild für diese Woche: Weniger Panik. Mehr prüfen. Mehr vertrauen.
Fazit: Warum Wachstum niemals linear sein kann
Diese Woche war keine laute Woche. Aber sie war eine ehrliche. Ich habe verstanden, dass Wachstum nicht linear ist – und nie linear sein kann. Kein Mensch entwickelt sich in gerader Linie. Unsere Psyche, unser Körper, unsere Kreativität funktionieren in Rhythmen: Aktivität und Ruhe, Aufbau und Integration, Impuls und Stille. Alles wächst in Wellen.
Genau darin liegt der eigentliche Fortschritt: Nicht jeden Tag höher, schneller, sichtbarer zu sein, sondern den Wechsel zwischen Schub und Erholung bewusst zu gestalten. Vielleicht ist das die wichtigste Erkenntnis dieser Woche:
Balance ist kein Zustand. Balance ist ein Rhythmus. Und in diesem Rhythmus entsteht gerade etwas, das sich echt anfühlt. Etwas, das trägt. Etwas, das sichtbar wird – zu seiner Zeit.
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